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Biodiversität contra Wohnungsbau

12.08.2024 Albert Leiser

Für den Bau von Wohnungen verheisst die Biodiversitätsinitiative nichts Gutes. Wie das?

Bei Biodiversität denken wir an Fauna und Flora, an Tierarten und Pflanzen, die durch die intensive Nutzung der Umwelt zu verschwinden drohen oder schon verschwunden sind. Als Städter und Hauseigentümer fühlen sich die meisten von uns nur indirekt betroffen und können sich für mehr ursprüngliche Natur begeistern. Die Initiative, über welche wir am 22. September abstimmen, will aber nicht nur, wie ihr Name vorgibt, unsere biologischen Lebensgrundlagen schützen, sondern auch schöne Ortsbilder.

Was das für die bauliche Entwicklung genau bedeutet, ist unklar. Dafür ist der Initiativtext zu vage. Sinn der neuen Vorschriften ist es aber auf jeden Fall, jede Veränderung dessen, was man als kulturelles Erbe bezeichnen kann, zu erschweren oder gar zu verhindern.

Ich habe letzten Monat an dieser Stelle auf die schier unüberwindbaren Schwierigkeiten hingewiesen, mit denen Bauherrschaften in der Stadt Zürich nicht zuletzt wegen des ISOS schon heute konfrontiert sind. Die Annahme der Initiative würde den Schutzgedanken noch weiter verstärken. Und die neuen strengeren Massstäbe würden nicht ‚nur‘ in den heute dem ISOS unterstellten 76 Prozent der Zürcher Bauzonen gelten, sondern in der ganzen Stadt. Denn der Initiativtext verlangt den Schutz ausdrücklich auch ausserhalb von Schutzgebieten.

All die hier bereits bekannten Schwierigkeiten würden damit auf einen Chlapf schweizweit sämtliche bebauten Gebiete auch ausserhalb des ISOS treffen. Erhebliche Eingriffe wären generell nur noch zulässig, wenn ’überwiegende Interessen von gesamtschweizerischer Bedeutung‘ vorlägen. Was immer das heisst. Die Unsicherheit der Rechtslage wäre der Wohnungsproduktion garantiert nicht förderlich. Mit Einsprachen wäre zu rechnen. Prozesse wären vorprogrammiert.

Selbst wer sich für den Schutz von Natur und Umwelt erwärmen kann, muss einsehen, dass der Schutz der Ortsbilder der Biodiversität nichts bringt und nicht in die Initiative gehört hätte. Zudem zielt der Initiativtext diesbezüglich genau in die verkehrte Richtung. Eine von Raumplanung und Wohnungsnachfrage geforderte Verdichtung würde durch Zementierung des heutigen Zustandes im Keime erstickt.